Ausbildung Steuerfachangestellte in MV
In Mecklenburg-Vorpommern fehlen Steuerberater

„Ich habe einen spannenden Beruf, den viele Schüler und junge Menschen nicht kennen“, sagt der 21-jährige Robin Wolfram. Er erhielt vor wenigen Tagen seinen Berufsabschluss als Steuerfachangestellter. Jetzt arbeitet er in der Neubrandenburger Niederlassung der Steuerberatungsgruppe ETL-SCS AG. „Der Beruf des Steuerfachangestellten hat mein Interesse geweckt, weil ich erfahre, wie Unternehmen funktionieren. Besonders reizvoll finde ich es, Neugründungen zu begleiten und den Unternehmensaufbau mitzugestalten“, unterstreicht Robin Wolfram. Aufgewachsen in der Nähe von Demmin erwarb er zunächst das Fachabitur für Wirtschaftsinformatik in Neubrandenburg. Am Beruflichen Bildungszentrum wurde er erstmals mit dem Steuerrecht und dem Rechnungswesen konfrontiert. Er entschied sich dann für eine duale Ausbildung in einer Steuerberatungs-Kanzlei und schloss nach 2,5 Jahren vorzeitig ab. Bei der Feierstunde zur Zeugnisübergabe in Rostock sprach er im Namen der Absolventen die Dankesworte.
Insgesamt nahmen beim Festakt im Rostocker Pentahotel 28 junge Frauen und Männer ihre Abschlusszeugnisse aus den Händen von Dr. Holger Stein, Präsident der Steuerberaterkammer Mecklenburg-Vorpommern, entgegen. Dabei wurde einmal das Prädikat „sehr gut“ und fünfmal das Prädikat „gut“ vergeben. Zu den Jahrgangsbesten gehört auch die Rostockerin Franziska Antrack. Die 21-jährige entschloss sich nach dem Abitur ebenfalls, eine Ausbildung zu beginnen. „Eigentlich wollte ich Finanzwirtin studieren. Doch die Coronazeit hat mir verdeutlicht, wieviel Selbstdisziplin ein Studium erfordert. Deshalb habe ich mich für die Berufsausbildung entschieden und bin heute sehr zufrieden“, erzählt sie. Vor allem auch wegen des „hammermäßigen Teams“, das sie bei der ECOVIS Steuerberatung in Rostock-Bentwisch angetroffen hat. Die Arbeit mit den Mandanten und die täglich neuen Sachverhalte, die es zu bearbeiten gibt, bereiten ihr viel Spaß.
Ebenfalls zu den Besten zählt Svetlana Geppert. Die 46-Jährige, die erst vor vier Jahren der Liebe wegen aus Russland nach Deutschland kam, meisterte neben dem deutschen Steuerdschungel auch die Sprachbarrieren mit Bravour. „Ich bin glücklich, mich bei der Suche nach einer beruflichen Perspektive für das Steuerfach entschieden zu haben. Denn ich habe bereits eine Festanstellung in der Demminer Steuerkanzlei von Jörg Stromberg.“ Im neuen Beruf gäbe es zudem „keine Langeweile“, meint die Dargunerin Svetlana Geppert. Jeden Tag warten neue spannende Herausforderungen auf sie.
Kammerpräsident Dr. Holger Stein würdigte in seiner Festansprache die Leistungen der Absolventen der Berufsausbildung bzw. Umschulung und deren Ausbilder und Lehrer. Er brachte zugleich die Sorge über den Fachkräfteengpass im Land zum Ausdruck. Leider gäbe es eine Tendenz zu sinkenden Absolventenzahlen. Dies betreffe sowohl die Steuerberater- als auch die Mitarbeiterebene. Er appellierte an den Berufsstand: „Ausbilden kostet, Nichtausbilden kostet mehr!“ Den jungen Absolventen machte er Mut, sich weiter zu qualifizieren und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, selbstständige Steuerberaterin bzw. Steuerberater zu werden.
Der Neubrandenburger Steuerfachangestellte Robin Wolfram wird bereits ab September nebenberuflich ein Studium zum Steuerrecht aufnehmen. Die Rostockerin Franziska Antrack will zunächst ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln und sich dann zur Bilanzbuchhalterin qualifizieren.
In Mecklenburg-Vorpommern arbeiten derzeit rund 750 Steuerberater und ca. 4800 Mitarbeiter in 650 Kanzleien. Diese betreuen ca. 55.000 Unternehmen.