In und um die Inselstadt Malchow betrieb man einst drei Ziegeleien. Die dort gefertigten Ziegel wurden unter anderem in einigen der Gebäude in der Stadt selbst verbaut. Da die Lehm- und Tonlagerstätten, aus denen man den Grundstoff bezog, in den 1970-er Jahren erschöpft waren, endete die Produktion 1975. Denn eine Neuerschließung galt als unökonomisch. Einige Gebäude auf und neben dem Gelände der ehemaligen Stadtziegelei auf der Klosterseite sind als steinerne Zeugen erhalten geblieben.
Verlässt man Malchow auf der Klosterseite und fährt Richtung Petersdorf, so erstreckt sich, kaum hat man die Marina passiert, auf der rechten Seite ein Gelände mit einigen halbverfallenen Gebäuden darauf. Markant ist der Bau mit dem ehemaligen Ringofen in der Mitte, der noch recht gut erhalten scheint. Hier befand sich von 1822 bis zur Wendezeit die Stadtziegelei Malchow. Sie bildete gemeinsam mit der Ziegelei Virck in der Mühlenstraße, die von 1785 bis mindestens 1904 existierte, und der Klosterziegelei Laschendorf, die es von 1899 bis etwa 1935 gab, das Dreigestirn der Ziegelproduktion in und um die Inselstadt. „Insgesamt kann Malchow also auf 167 Jahre Ziegelei-Geschichte zurückblicken“, würdigt dies die neunte Ausgabe der Hefte zur Geschichte der Stadt Malchow aus dem Jahr 2002. Sie trägt den Titel „Zur Geschichte der Malchower Ziegeleien“. Der damalige Bürgermeister umreißt deren Bedeutung in seinem Vorwort: „Die Ziegeleien waren Arbeitgeber für Teile der Bevölkerung und dienten auch der Baustoffproduktion und damit dem Bauen in unserer Stadt und der Umgebung. Ohne die Ziegeleien und ihre Produkte, die heute noch in vielen Gebäuden zu finden sind, wäre Malchow nicht die Stadt, die sie heute ist.“ Der größte Teil des Heftes ist der Stadtziegelei gewidmet, der bedeutsamsten der drei Betriebe.
Das Jahr 1822 markiert den Startschuss für die Stadtziegelei. Denn in diesem Jahr schloss der Ziegler und Kalkbrenner Friedrich Sievert aus Krakow einen Pachtvertrag mit der Stadt Malchow ab, der die Bedingungen seiner Arbeit in der neu entstandenen Ziegelei regelte. Aber schon 1837 gab er die Pacht wieder auf. In den nächsten Jahren folgten mehrere Pächter aufeinander, die aber meist schnell wieder pleitegingen oder aufgaben – mutmaßlicher Weise wegen eigener Inkompetenz oder aufgrund schlechter Vertragsbedingungen. Damit sich der Betrieb rentierte, mussten sie oft noch zusätzlich Landwirtschaft betreiben. So kamen auf dem Gelände nach und nach die dafür nötigen Gebäude hinzu.
Eine Auflistung von 1834 nennt zum Beispiel Wohnhäuser, Ställe, eine Scheune, Ziegeleiöfen, Ziegelscheunen und ein Kalkmagazin. Die Kapazität der Ziegelei war dadurch beschränkt, dass alle wichtigen Arbeiten – das Abtragen des Abraums, die Gewinnung von Lehm und Ton, das Aufladen, die Anfuhr, das Abladen, die Verarbeitung – per Hand erledigt werden mussten. So waren bis Ende des 19. Jahrhunderts maximal vier bis acht Brände pro Jahr möglich. Bei diesen entstanden rund 200.000 Ziegel. Kurz vor der Jahrhundertwende wechselte man zu Erbpachtverträgen über. 1904 wurde ein Feldbahngleis zur Erdkuhle beantragt, wo man Lehm und Ton gewann. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Ziegelei Spekulationsobjekt. Ein gewisser Rudolf Krumm kaufte sie 1922. Die vertraglichen Bedingungen, unter denen gearbeitet wurde, führten jedoch dazu, dass das Geschäft schlecht lief und die Ziegelei 1927 stillgelegt wurde.
Die dreißiger Jahre brachten die Wende: Mitte dieses Jahrzehnts wollte Bürgermeister Otto Koeppe ein Siedlungsprogramm starten, weil man unter anderem für die Rüstungsproduktion Wohnraum benötigte. Die Lehm- und Tongruben im Stadtforst wurden für 4.000 Reichsmark gekauft. Eine neue, erweiterte Ziegelei mit einer Kapazität von rund drei Millionen Ziegel im Jahr entstand. Für die Herstellung der sogenannten „Handstrichziegel“ kaufte die Stadt auch die Reste der Ziegelei Virck auf der Mühlenstraße – unter anderem Feldbahngleise, eine Diesellok und Weichen.
Die Stelle des Zieglermeisters zog Bewerbungen aus ganz Deutschland an. Schließlich nahm die Ziegelei im April 1937 – nun im Besitz der Stadt befindlich – wieder ihren Betrieb auf. Malchow verpachtete sie an den Ziegeleitechniker Wilhelm Mennerich, was sich als Glücksgriff erweisen sollte. Er betrieb die Ziegelei als Pächter von 1938 bis 1953, nur unterbrochen durch seinen Dienst in der Reichswehr von 1942 bis 1945. Zu dieser Zeit diente die Ziegelei als Woll-Lager. 1938 hatte man nach dem Abbruch des alten Ringofens einen neuen mit 16 Kammern errichtet, zusammen mit einem neuen Trockenschuppen. Ab 1939 fertigte man hier maschinell bis zu 2,2 Millionen Ziegel im Jahr. In den 50-er Jahren wurde die Ziegelei in Volkseigentum überführt – die Leitung behielt jedoch der fähige Wilhelm Mennerich - und gehörte ab 1964 zum Ziegeleikombinat Möllenhagen. In den Jahren 1967 und 1968 fertigte man sogar jährlich 4,3 Millionen Ziegel im Normalformat.
Schon unter Mennerichs Leitung zeichneten sich aber einige Jahre später zunehmende Probleme ab: Maschinen fielen aus, die Qualität des Grundmaterials ließ nach. Nachfolger Jürgen Haase, gelernter Steinsetzmeister, musste sich dann eingestehen: Die Lehm- und Tonlagerstätten nahe Malchows waren einfach erschöpft. Die Kapazität sank, viele der Ziegel brachen, weil das Material minderwertig war. Neue Lagerstätten zu erschließen, erachtete man zu DDR-Zeiten nicht als sinnvoll, weil man ja vor allem auf Neubauten aus Betonfertigteilen setzte. So stellte man die Ziegelproduktion im Jahr 1975 ein. Eine kurze Renaissance erlebte der Betrieb, als die Belegschaft nach Alternativen suchte und einige Zeit später begann, Betonhohlblocksteine auf dem Gelände zu produzieren. „Deren bauphysikalische Eigenschaften waren für Hochbauten nicht ausreichend. Dennoch wurden sie verwendet“, notiert das Heft zur Stadtgeschichte. Doch das Ende der DDR setzte auch für diese Art der Nutzung den Schlusspunkt, da der Markt sich mit preiswerten höherwertigen Baustoffen aus dem anderen Teil Deutschlands füllte. Zur Jahrtausendwende errichtete man auf dem Gelände einen Stützpunkt für ABM-Kräfte, die die Gebäude und Einrichtungen „einer sinnvollen Nutzung zuführen sollten“, wie es im Kapitel der Broschüre zur Geschichte der Malchower Ziegeleien abschließend heißt.