Malchow hatte einst sieben Windmühlen. Davon ist eine übriggeblieben. Sie blickt von der Anhöhe über der Friedrich-Ebert-Straße aus über die Stadt. In den 90-er Jahren wurde die Mühle, die zum Typ der Galerie-Holländer gehört, restauriert. Derzeit kümmern sich Lothar Mundkowski und Andreas Harmann im Auftrag der Stadt Malchow und des Kultur- und Sportrings e. V. (KSR) um das denkmalgeschützte Bauwerk. „Die wichtigsten Teile der Mühle sind aus Holz, daher ist immer etwas daran zu tun“, sagt der gelernte Möbeltischler Mundkowski.
Die Zeiten, da man mit der Malchower Windmühle Mehl mahlen konnte, sind seit Mitte des letzten Jahrhunderts vorbei. Rund einhundert Jahre war das 1843 entstandene Bauwerk in Betrieb gewesen, bis es 1954 stillgelegt wurde, verfiel und erst durch eine gründliche Restaurierung von 1995 bis 1998 gerettet wurde. Seitdem funktionieren auch die Flügel wieder – eigentlich. „Derzeit laufen sie leider nicht, weil ein Ersatzteil fehlt, auf das wir seit mehreren Wochen warten“, sagt Lothar Mundkowski, einer der beiden Instandhalter der Mühle. Er hofft aber, dass der Schaden bald behoben sein wird, denn nur eine Mühle mit sich drehenden Flügeln ist ja eine richtige Mühle. Der heute 80-jährige begleitet die traditionsreiche Galerie-Holländer seit vielen Jahren: Nach der Wende begann er seinen Dienst hier als ABM-Kraft, hatte danach eine Vollzeit- und dann eine Teilzeitstelle inne und engagiert sich nun als Rentner innerhalb eines Mini-Jobs von knapp zehn Stunden wöchentlich für das Bauwerk. Seit einem Jahr unterstützt ihn Andreas Harmann dabei, der aber beim Kultur- und Sportring Malchow e. V. (KSR) noch andere Aufgaben zu erfüllen hat. Die Windmühle gehört der Stadt Malchow und wird vom Kultur- und Sportring betrieben.
Lothar Mundkowski als ehemaliger Möbeltischler und Harmann als einstiger Zimmerer haben zwar holzaffine Berufe gelernt und ausgeübt, doch in die Tätigkeit als Mühlen-Instandhalter mussten sie sich erst einarbeiten, erzählt der ältere von beiden. Sie können dabei auf eine gut eingerichtete Werkstatt in einem der Nebengebäude zurückgreifen. „Die Mühle besteht vom Rumpf abgesehen größtenteils aus Holz. Da ist immer was zu tun“, meint Lothar Mundkowski. Von unten zeigt er auf die Galerie, die in halber Höhe um das denkmalgeschützte Bauwerk herumführt, und auf die Schindeln auf dem Dach. Alles Holz, das arbeitet. Auch das „Innenleben“ der Mühle ist zum großen Teil aus diesem Material gemacht, einschließlich des einstigen Sackaufzugs für die Müller, der nicht mehr nutzbar ist, weil die Antriebsmechanik der Mühle abgebaut wurde. In zwei der anderen Nebengebäude spielt allerdings ein anderes Material eine wichtige Rolle: Ton. Denn darin befinden sich die Werkstatt und der Verkaufsraum von Keramikerin Petra Kloth.
Im Winter, in der Nebensaison, verirrt sich kaum ein Besucher in die Mühle. So haben die beiden Instandhalter nun viel Zeit für Reparaturarbeiten. Doch zwischen Anfang Mai und Ende Oktober ist das anders. Im zu Ende gehenden Jahr kamen insgesamt – Stand Anfang Dezember – rund 2100 Personen hierher, was einen rund siebzigprozentigen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Sie bezahlten je nach Alter ihre zwei oder ihren einen Euro Eintritt und kletterten über die Holztreppen bis zum zweiten Stock der Mühle hinauf. In der Eingangshalle, also quasi im Erdgeschoss, betrachteten sie eine Ausstellung aus aufbereitetem Mühleninventar mit einem Fotorundgang zur Geschichte der Mühle. Im ersten Stock widmeten sie sich der Sammlung „Schamane-Götzen-Sagenwelt/Ur- und frühgeschichtliche Spuren im Malchower Raum“, zu der auch ein Skelett gehört, das man bei Ausgrabungen auf der Güstrower Straße fand. Im zweiten Stock warteten dann wieder Anschauungsgegenstände aus anderen Mühlen und der Blick über Malchow von der Galerie. „Für Besucher ist auf dieser Ebene Schluss. Aber wir dürfen natürlich noch weiter“, erläutert Lothar Mundkowski und kraxelt über die steile Treppe in Richtung drehbarer Kuppel. In der Saison hat die Mühle an mehreren Tagen zu einer Kernzeit von 11 bis 15 Uhr geöffnet – die Öffnungszeiten wurden im Vergleich zu vorher erweitert. In der Nebensaison empfiehlt es sich für Interessenten, sich anzumelden, obwohl nach Aussage Lothar Mundkowskis „eigentlich zu den Öffnungszeiten immer jemand hier ist“. Führungen kann man auch buchen. „Dabei werden die Gäste von Andreas Harmann begleitet oder einer der beiden Frauen, die hier für den KSR die Kasse übernommen haben. Früher habe ich die Leute aber auch durch die Mühle geführt“, so der Instandhalter. Manchmal können die Gäste sich auch Sonderausstellungen in der Mühle anschauen. Die vorerst letzte wurde vor rund zwei Monaten abgebaut.
Der Jahreshöhepunkt für die Stadtwindmühle und ihr Personal ist natürlich der jährliche Mühlentag am Pfingstmontag. Dann wird neben dem regulären Angebot noch ein gastronomisches Extra organisiert, Speisen und Getränke. Die allgemeine Resonanz auf die Stadtwindmühle und ihr spannendes Innenleben sei positiv, fasst Lothar Mundkowski zusammen, auch wenn man ein Instrument, mit dem man die Meinung der Gäste genauer erfassen könnte, nicht mehr nutze: „Bis vor einer Weile hatten wir immer Zettel ausgelegt, wo die Leute hinschreiben konnten, was ihnen gut gefallen hatte und was nicht. Nicht oft, aber ab und an waren auch Verbesserungsvorschläge dabei. Das war eigentlich eine sinnvolle Sache. Vielleicht könnten wir das wieder einführen und so noch besser auf die Wünsche des Publikums eingehen“, kommentiert der 80-jährige.