Hinter Dr. Wolfgang Wachs liegen 12.000 Notarzteinsätze
Gut 12.000 Mal signalisierte der Funkmeldeempfänger von Wolfgang Wachs „Einsatz für den Notarzt“. Ein ums andere Mal eilte der Notfallmediziner in den zurückliegenden 20 Jahren mit Blaulicht und Martinshorn zu Patienten, um ihnen in jeglichen Notsituationen zu helfen. Nicht immer ging es um Leben und Tod, nicht immer wurde er als Notarzt wirklich gebraucht. Aber es gab auch viele Einsätze, die dem 59-Jährigen lange oder gar für immer in Erinnerung bleiben werden.
Dabei sah es trotz eines ärztegeprägten Familienstammbaums vorerst nicht danach aus, als wenn Wolfgang Wachs den Berufsweg seiner Ahnen einschlagen könnte. „Vergeblich habe ich mich mehrfach um ein Medizinstudium beworben, doch die politischen Zeiten ließen es vorerst nicht zu“, erinnerte sich Wolfgang Wachs gestern in der Rettungswache in Waren (Müritz). Hierher hatte der Mediziner zahlreiche Mitarbeiter aus dem Rettungsdienst sowie die Geschäftsführung des DRK Kreisverbandes Mecklenburgische Seenplatte e.V. eingeladen, um sein 20jähriges Dienstjubiläum zu feiern. „Sechs Jahre habe ich als Hilfskrankenpfleger im Dreischichtsystem gearbeitet und nebenbei mein Abitur an der Volkshochschule gemacht“, so der Mediziner, der schließlich doch sein Studium erfolgreich absolvieren konnte. Den Tag seiner bestandenen Facharztausbildung für Innere Medizin wurde natürlich gebührend gefeiert. „Doch es war auch ein schwarzer Tag, denn an diesem 29.11.1995 stürzte ein Rettungshubschrauber samt Kollegen ab.“ Das war ein ausschlaggebender Grund, dass Wolfgang Wachs in die Notfallmedizin einstieg. Nach einer Zusatzausbildung und 400 begleiteten Notfalleinsätzen folgte am 28.11.1996 der erste eigene Alarm auf einem Notarztwagen. „Bis 2002 fuhr ich im Berliner Rettungsdienst, bis es mich an die Müritz zog“, so Wolfgang Wachs, der schließlich zwei Jahre in der Dialyse in Waren (Müritz) arbeitete. Auch in dieser Zeit blieb er dem Rettungsdienst treu und arbeitete in Nebentätigkeit beim Deutschen Roten Kreuz. 2004 erfolgten schließlich die Festanstellung beim DRK und der Einsatz auf den Müritzer Rettungswachen als hauptamtlicher Notarzt.
Vier Jahre später konnte sich Wolfgang Wachs schließlich einen großen Wunsch erfüllen. „Seit 2008 flog ich Einsätze auf dem Rettungshubschrauber Christoph 39, der in Perleberg stationiert ist“, zitierte der Notarzt aus seinem Lebenslauf. Viele Einsätze flog der Notarzt, bei denen Menschen in akuter Lebensgefahr waren – so auch ein Kleinkind, das in einen Gartenteich gefallen war. „Der Junge konnte erfolgreich reanimiert werden, erfreut sich heute bester Gesundheit und ist ein sehr guter Schüler“, zeigte sich Wolfgang Wachs über die Entwicklung des heute Elfjährigen, der sein Patenkind geworden ist. Einige Lebenswünsche bleiben dem Mediziner jedoch vorerst verwehrt. „Ich würde gerne auf der BELL UH-1D fliegen, hätte gerne auf der Humboldt Uni studiert und Einsätze auf einem Seenotkreuzer sowie bei Ärzte ohne Grenzen geleistet, aber ich werde aus gesundheitlichen Gründen vorerst aus dem Dienst ausscheiden“, zeigte sich Wolfgang Wachs etwas wehmütig. Doch Freunde und Kollegen, die am Dienstag Zeit mit dem scheidenden Mediziner verbrachten, sahen dies nicht als Verabschiedungsfeier, sondern als Beginn eines neuen Lebensabschnitts. „Und ich würde mich freuen, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder bei uns als Notarzt fahren können“, so Uwe Jahn, der Wolfgang Wachs als einen geschätzten Mitarbeiter würdigte.