Der dritte landesweite Suchthilfebericht steht jetzt zur Verfügung. Die Auswertung basiert auf den Daten von 25 Sucht- und Drogenberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern. „Die Sucht- und Drogenberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern leisten eine wertvolle, niedrigschwellige Unterstützung für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Mit dem jährlichen Bericht wird in einer Bestandsaufnahme aufgezeigt, wie sich das Suchtverhalten in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt. Daraus kann abgeleitet werden, wie die Hilfsangebote noch zielgenauer für die Betroffenen ausgerichtet werden können“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe.
9.276 Menschen haben im Jahr 2020 Hilfe gesucht
Die landesweite Auswertung beschreibt die in Anspruch genommenen Betreuungen im Jahr 2020. Danach haben in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 9.276 Menschen Hilfe gesucht; das sind 0,58 Prozent der Gesamtbevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern. Der Anteil der Frauen, die eine Suchtberatungsstelle aufgesucht haben, ist leicht angestiegen – von 23,4 auf 24 Prozent. Die größte Altersgruppe aller Ratsuchenden sind mit 27,9 Prozent die 30- bis 39-jährigen, gefolgt von den 50- bis 59-jährigen (22,3 Prozent). 3,4 Prozent sind unter 18 Jahre alt. 59,7 Prozent kamen wegen eines Alkoholproblems; im Vergleich zum Vorjahr (2019: 61,6 Prozent) gab es einen leichten Rückgang. Bei den psychotopen Substanten/Polytoxikomanie (= gleichzeitiger Konsum von verschiedenen psychotrob wirkenden Substanzen) gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 26,2 Prozent (insgesamt 2.053 Menschen), gefolgt von Stimulanzien mit einer Steigerung von 14,8 Prozent (380 Menschen) und Kokain mit 5,4 Prozent (116 Menschen) mehr Ratsuchenden. Mit 63,7 Prozent verfügt mehr als die Hälfte des Suchthilfeklientels über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Das sind 5,3 Prozent mehr als im Jahr 2019. „Die ausgewertete Statistik zeigt deutlich, dass jeder und jede - gleich welchen Alters oder sozialer Herkunft - in eine Sucht geraten kann. Deshalb ist es wichtig, Hilfsangebote bereit zu stellen. Knapp die Hälfte aller Ratsuchenden in den Beratungsstellen haben sich aus eigenem Antrieb gemeldet, um Unterstützung zu finden“, sagte Glawe.
Deutlich mehr Eltern haben Hilfe gesucht
994 Angehörige haben im Jahr 2020 Kontakt zu den Sucht- und Drogenberatungsstellen gesucht; 548 davon ließen sich mehrfach beraten. Mit 62 Prozent war der Konsum von Alkohol das Hauptthema, mit dem sich Angehörige an die Beratungsstellen wandten. Mit 26,6 Prozent folgte der Konsum von Cannabinoiden. Vor allem Partner (32 Prozent) und Eltern (31 Prozent) waren die größte Gruppe der Ratsuchenden. Im Vergleich zum Jahr 2019 ist der Anteil der Eltern um 15 Prozent gestiegen. „Es ist zu vermuten, dass die ansteigenden Zahlen bei den Eltern pandemiebedingt sind. Das Arbeiten von zu Hause aus, die Betreuung der Kinder können dazu geführt haben, dass auffälliges Verhalten eher bemerkt worden ist. Die Beratungsstellen bieten den Erziehungsberechtigten Unterstützung, beispielsweise über persönliche Beratung, Fachvorträge und vermittelt Kontakte zu Selbsthilfegruppen“, sagte Glawe.
Alkohol und Cannabinoide sind Hauptproblematiken in den Landkreisen und kreisfreien Städten
Alkohol ist die vorrangige Problematik in allen Landkreisen und kreisfreien Städten. Aufgrund der Hauptdiagnosen des Suchthilfeklientels ist festzustellen, dass der Landkreis Ludwigslust-Parchim mit 72,1 Prozent an erster Stelle liegt, gefolgt vom Landkreis Vorpommern-Rügen mit 68,4 Prozent und dem Landkreis Nordwestmecklenburg mit 65,1 Prozent.
Cannabinoide sind in allen Landkreisen und Städten die zweitgrößte Hauptdiagnose. Zum Jahr 2019 gab es im Landkreis Vorpommern-Greifswald eine Steigerung auf 12,8 Prozent (2019: 11,3 Prozent), beispielsweise in der Landeshauptstadt Schwerin eine Steigerung von 10,8 Prozent auf 13,8 Prozent und beim Landkreis Vorpommern-Greifswald eine Senkung von 12,4 auf 11,3 Prozent.
Gesundheitsministerium unterstützt Beratungsstellen im Land
Die Sucht- und Drogenberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern werden mit bis zu 1,88 Millionen Euro gefördert. Die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen (LAKOST), die den Suchtbericht erstellt hat, sowie das Kompetenzzentrum und die Beratungsstelle für exzessive Mediennutzung und Medienabhängigkeit der Evangelischen Suchtkrankenhilfe werden insgesamt mit bis zu 355.000 Euro gefördert. Für die Landesfachstelle Glücksspielsucht und die Schwerpunktberatungsstellen Glücksspielsucht ist eine Landesförderung von insgesamt bis zu 150.000 Euro vorgesehen. Das Wirtschaftsministerium unterstützt auch die regionale Suchtprävention der Landkreise und kreisfreien Städte mit bis zu 7.000 Euro je Kreis beziehungsweise kreisfreier Stadt.
Informationen zur LAKOST:
Die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST MV) mit den Standorten in Schwerin und Demmin ist ein Projekt des Vereins zur Förderung der Prävention in Mecklenburg-Vorpommern. In der LAKOST MV sind derzeit 6 Mitarbeiter tätig. Die Stelle koordiniert Angelegenheiten zu den Themen Suchthilfe, Suchtprävention und Suchtselbsthilfe in Mecklenburg-Vorpommern.