Kundgebung vor dem Landtag in Schwerin
Mit einer Kundgebung vor dem Landtag in Schwerin haben am Donnerstag Journalisten der Ostsee-Zeitung (OZ) gegen schlechte Arbeitsbedingungen bei Mecklenburg-Vorpommerns größter Tageszeitung protestiert, während im Parlament über die Lage der Medien im Land diskutiert wurde. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) haben Redakteure sowie freie Mitarbeiter zum Streik aufgerufen, um eine angemessene Erhöhung der Gehälter und Honorare insbesondere für Berufseinsteiger sowie eine Ausdehnung des bislang nur im Westen Deutschlands geltenden Tarifvertrages für arbeitnehmerähnliche freie Journalisten, sogenannte Pauschalisten, durchzusetzen.
Die Beschäftigten der zur Mediengruppe Madsack gehörenden OZ beklagen Arbeitsverdichtung und Qualitätseinbußen durch einen von der Konzernzentrale in Hannover durchgesetzten Personalabbau. Den trotz eines Rekordgewinns von zuletzt 8,4 Millionen Euro (2016) verordneten Sparmaßnahmen ist unter anderem ein Viertel der Stellen in der Redaktion zum Opfer gefallen. Größter Gesellschafter Madsacks ist die SPD-Medienholding ddvg mit 23 Prozent.
Die aktuellen Vorgänge bei der Ostsee-Zeitung waren Anlass für die von der Fraktion der Linken initiierte Aussprache im Landtag. Unter anderem wurden bei der OZ – einen Tag vor der Wahl eines neuen Betriebsrates – 32 Mitarbeiter einer Tochterfirma gekündigt, die erstmals ihre Stimme für eine Interessenvertretung abgeben durften.
„Es ist wichtig, dass die Politik erkannt hat, dass Arbeitsbedingungen und Qualität der Medien in einem engen Zusammenhang stehen“, sagte DJV-Landesgeschäftsführerin Corinna Pfaff nach der Debatte, in der sowohl Redner der Linken als auch der SPD deutliche Kritik am Umgang des Madsacks-Konzerns und anderer Verlage in Mecklenburg-Vorpommern mit Tarifverträgen und Arbeitnehmerrechten geübt hatten.
„Das Angebot, zu diesen Themen im Gespräch zu bleiben und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, nehmen wir gern an“, erklärte Martin Dieckmann von der Gewerkschaft ver.di. Im Plenum und gegenüber den Streikenden hatten Politiker von Linken, SPD und CDU vorgeschlagen, über konkrete Zukunftsmodelle für den Qualitätsjournalismus zu diskutieren.
Als Reaktion auf den Umbruch in der Medienlandschaft haben ver.di, DJV und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Initiative „Unser Land braucht seine Zeitungen. Qualität und Vielfalt sichern“ ins Leben gerufen. In deren Rahmen fordern sie unter anderem eine Überarbeitung des Landespressegesetzes, um unter anderem mehr Transparenz über Besitz- und Beteiligungsverhältnisse in den Medienunternehmen zu schaffen. Mehrere tausend Bürger haben das Anliegen bereits mit ihrer Unterschrift unterstützt.