629 km mit dem Fahrrad vom Fichtelberg bis nach Arkona
Eine Woche ist es jetzt her, dass Christian Bülow und Sven Vogel bei der Fichkona, dem ultimativen Fahrradmarathon vom Fichtelberg im Erzgebirgskreis bis nach Arkona auf der Insel Rügen, gestartet sind. „Es war der Wahnsinn und eine einmalige Erfahrung“, resümierten die beiden Sportler. Nachdem die zwei Müritzer etwas Luft geholt und sich von der anspruchsvollen Strecke erholt haben, blicken sie auf Fichkona 2018 zurück.
„Pünktlich zum Start auf dem 1.214 Meter hohen Fichtelberg läutete für fünf Minuten die Friedensglocke“, erinnerte sich Christian Bülow. „Das war schon imposant und versprühte ein Hauch von Gänsehaut“, ergänzte Sven Vogel. Andere nahmen das Geläut gar nicht wahr oder fanden es einfach nur „laut“ und wollten sich voll und ganz auf den Start konzentrieren. Zu diesem Zeitpunkt standen die Sportler auf dem höchsten Berg in Sachsen. Das Thermometer zeigte 15 Grad Celsius und ein seichter Wind wehte über den ersten Streckenabschnitt. „Zum Start hatten wir uns etwas dicker angezogen, denn der Fahrtwind kühlt zusätzlich den Körper aus“, so Christian Bülow. „Und dann kommen wir aus dem platten Land und rasen den Fichtelberg mit 70 Kilometer pro Stunde runter“, so das Mitglied des SV Waren 09. „Die Geschwindigkeit verlangte uns einiges ab und wir mussten voll konzentriert innerhalb der Gruppe fahren“, gestanden die Radler ein. Nach der rasanten Abfahrt in Richtung Oberwiesental ging es für 45 Kilometer hoch und runter und Steigungen von 8-10 Prozent wechselten sich mit Geraden und Talfahrten ab. Ein kurzer Getränkestopp und die langen Sachen verstaut, ging es in Richtung Chemnitz weiter. „Hinter uns tobte eine Gewitterfront und wir fuhren mitten in die schwüle Hitze“, blickte Christian Bülow auf einen spannenden Start mit wechselhaften Wetterkapriolen zurück.
Der erste Verpflegungs- und Rastpunkt wurde bei Kilometer 98 in Biesern angepeilt. Aber großartig Ausruhen stand hier nicht auf dem Plan. „Wasserflaschen befüllen und gleich zwei Liter vor Ort trinken, zur Toilette, an den Imbissständen mit Brötchen eindecken und wieder auf den Sattel“, erklärte Sven Vogel den Pausenrhythmus. Blitze, Donner und Starkregen im Nacken und sengende Hitze von oben und vorne sowie eine anspruchsvolle Streckenführung ließen bereits bis Kilometer 120 einige Sportler des 180-Mann starken Teilnehmerfeldes aufgeben. Für Sven Vogel und Christian Bülow galt durchhalten, denn beide Sportler hatten nicht nur das Ziel Arkona sondern wollten auch mit dieser Aktion Spenden für einen zweiten Vereinsbus für den SV Waren 09 generieren. Also hieß es weiter bis zum Kurzstopp bei Kilometer 177 in Laußig. Und dieser Name war Programm, denn bei 39,8 Grad Celsius in der Sonne fanden die Sportler auf einem Parkplatz eines Betonwerkes kein schattiges Plätzchen. „Es war wirklich lausig“, konnten die beiden mittlerweile schmunzeln. Also ging es schnell wieder auf den Sattel, um den eigentlichen Rastpunkt in 26 Kilometer Entfernung aufzusuchen. Auch galt es wieder Toilette aufsuchen und reichlich Energie und Flüssigkeit zuführen.
Im Dunkeln schimmerte Potsdam als nächster Anlaufpunkt in der Ferne. An diesem Rastplatz bei Kilometer 292 warteten bereits Motorradpolizisten, um die Gruppe sicher durch brandenburgische Landeshauptstadt zu geleiten. „Der Straßenrand glich zeitweise einer großen Party und viele Schaulustige feuerten uns an“, freuten sich die Müritzer über den zusätzlichen Kick, denn erst die Hälfte der Etappe war zu diesem Zeitpunkt geschafft. „Gegen 3 Uhr waren wir in Gransee, wo die Nachtrast und ein Imbiss mit Kartoffelsuppe eingeplant war“, so Christian Bülow, der sich mit seiner Truppe eine 40minütige Pause gönnte. Einige Sportler machten kurz die Augen zu und ruhten sich aus. Denn gerade die Nachtfahrten im schmalen Lichtkegel waren sehr anspruchsvoll und verlangten höchste Konzentration. „In einer anderen Gruppe gab es zwei Wildunfälle“, so der Veranstalter. „Wir haben uns gegenseitig angespornt, mitgezogen und gegen die Müdigkeit gekämpft“, erinnern sich die Müritzer. Über Neustrelitz ging es in Richtung Altentreptow. „Hier warte mit zwei befreundeten Sportlern aus Kargow eine große Überraschung auf uns“, erklärte Christian Bülow einen enormen Motivationsschub. Denn fortan war das Ziel zwar in Sicht, aber gefühlt unendlich weit entfernt. Über Demmin und Stralsund ging es zum Rügendamm. „Endlich frische Seeluft, denn es war wieder extrem drückend“, so die Sportler.
Nach einer effektiven Fahrzeit von 22:37 Stunden konnte das Team die Ziellinie überfahren. Über 25.000 Kalorien wurden für die letztlich 629 Kilometer lange Strecke verbrannt. Mit stark schmerzenden Füssen und um viele Erfahrungen reicher traten Christian Bülow und Sven Vogel die Heimreise an. Diesmal aber mit dem Auto. Die Frauen der Sportler absolvierten die Tour ebenfalls und fuhren die Strecke zum Anfeuern mit einem Transporter ab. „Unseren Frauen gehört auf alle Fälle ein sehr großer Anteil am erfolgreichen Bezwingen der Fichkona. Sie haben uns unterstützt und das halbe Jahr Training vor der Tour sanftmütig toleriert“, schickten beide eine dankende Liebeserklärung an ihre Familien. Dank gilt auch den Sponsoren, die dieses Engagement unterstützen wollen. Viele Unternehmen und eine Privatpersonen beteiligen sich an der Finanzierung des dringend benötigten Jugendbusses für den SV Waren 09. Diese Frauen und Männer sowie die Spendensumme werden im Rahmen des Nachholespiels der Fußballmannschaft am 20. Juni im Müritzstadion bekannt gegeben.