Eisiger Wind und nasskaltes norddeutsches Schmuddelwetter legten sich am Montagabend über Waren (Müritz). Dennoch zog es gegen 18 Uhr wieder zahlreiche Menschen auf den Neuen Markt, die sich erneut zu einer friedlichen Demonstration gegen die aktuelle Corona-Politik und eine freie Impfentscheidung versammelten. Ebenfalls dem Aufruf der Initiative „Menschlich Stark Miteinander“ folgte Martin Blumentritt. Der Berufsmusiker aus Karlshagen reiste extra an die Müritz, um hier sein Statement abzugeben.
Doch bevor Martin Blumentritt ans Mikrofon trat, galt es für Manuela Lenuweit, die obligatorischen Regeln und Auflagen für eine friedliche Demonstration zu verlesen. Bereitwillig verfolgten die Zuhörer den Ausführungen und wärmten sich unterdes an mitgebrachten Kerzen. Auch Thomas Müller, alias Tom Piano, nutzte die Versammlung, um über die Aktivitäten der Initiative „Menschlich Stark Miteinander“ zu berichten.
„Wir haben heute einen Infostand besetzt, denn wir wollen informieren und unsere Unterstützung anbieten“, erklärte Thomas Müller, der anmerkte: „Viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer kennen die rechtlichen Möglichkeiten in Sachen Impfplicht gar nicht. Hier wollen wir helfen.“ Zielsicher hangelte sich Thomas Müller an seinem Spickzettel durch die Stichpunkte und verfolgte so seinen „roten Faden“. Und so ähnlich lautete auch das Motto der jüngsten Montags-Demo in Waren (Müritz). „Ihr seht hier das Banner, das ist unser Thema“, zeigte Thomas Müller auf ein riesiges rotes Transparent, auf dem mit großen weißen Buchstaben stand „Wir sind die rote Linie“. „Und genau diese rote Linie hat Rüdiger Prehn als Präsident der Warener Stadtvertretung überschritten“, so Tom Piano.
Hintergrund war die Pressemitteilung von Rüdiger Prehn zum „Warener Apell“, in der der Präsident der Stadtvertretung äußerte: „Die gemeinsame Sorge wegen der Veränderungen im Zusammenleben der Menschen, wegen des zunehmenden Hasses und der Gewalt zwischen den Menschen aber auch der zunehmenden Verbreitung extremistischen, faschistischen und antisemitischen Gedankengutes unter dem Deckmantel des Protestes gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, fassten wir in einem Appell zusammen.“ Und eben in diese rechte Ecke wollten sich die Organisatoren und Teilnehmer der Montags-Spaziergänge nicht drängen lassen und forderten mit dem Slogan: „Es ist Zeit zu gehen Herr Prehn. Treten Sie zurück. Sofort.“ Den Rücktritt von Rüdiger Prehn als Präsident der Stadtvertretung. Hierzu wurde auch eine Unterschriftensammlung initiiert, die diese Forderung untermauern soll. Dass die Fronten scheinbar verhärtet sind, zeigte ein einberufenes Gespräch mit Norbert Möller.
„Der Bürgermeister hat sich von der Presseerklärung des Stadtpräsidenten deutlich distanziert“, erklärte Thomas Müller nach dem Gespräch mit Warens Stadtchef und untermauerte: „Warum schickt Rüdiger Prehn Mutti, in Form des Bürgermisters vor, anstatt seinen Fehler einzugestehen“, fragte Müller und begründete so, vorerst kein Gespräch mit dem Präsidenten des Stadtvertretung anzunehmen. „Vorerst soll es eine öffentliche Entschuldigung geben. So öffentlich, wie die Anschuldigungen.“ Der Beifall der Demo-Teilnehmer sicherte, ebenso wie die sich füllende Unterschriftenliste, die Zustimmung der Anwesenden zu.
Und der Beifall riss nicht ab. Denn mit Martin Blumentritt trat jetzt nicht nur ein bekannter Musiker aus Mecklenburg-Vorpommern ans Mikrofon, sondern auch einer der Organisatoren der Demonstrationen von Wolgast. Doch Martin Blumentritt startet nicht mit großen polarisierenden Reden, sondern mit einer Schweigeminute. Vor einem symbolischen Pflegebett hielten der Musiker und die Demonstranten inne und mahnten, wer pflegt die Kranken und Pflegebedürftigen mit Einführung der Impflicht in den Pflegeberufen. Nach kurzer Stille nahm Martin Blumentritt Fahrt auf und zog seine Zuhörer schnell in seinen Bann.
„Die Gesellschaft ist gespaltet“, stieg Blumentritt in seine Ausführungen ein und hangelte sich durch eine geschichtliche Exkursion der Großfinanzer und bat um Zusammenhalt der Bevölkerung. „Ihr müsst eure Stimme erheben und ihr müsst euch auflehnen. Jahrhunderte haben Menschen für ihre Freiheit gekämpft“, so Blumentritt, der für 30 Minuten für reges Interesse unter den Demonstranten und etlichen Passanten, die spontan stoppten, sorgte. Unterstützt wurde die Rede lautstark von Trommlern aus Malchin. Etwas später als üblich startete der Demonstrationszug mit seinem Montags-Spaziergang durch die Straßen von Waren (Müritz). Angeführt wurde der Demo-Zug von den Organisatoren der Initiative „Menschlich Stark Miteinander“, die das Motto-Banner vorantrugen. Der Demonstrationszug selber wurde von zwei roten Linien flankiert, die den Symbolcharakter unterstreichen sollten.