Kirchenhüter der Stadtkirche Malchow
Kirchenschlüssel für Öffnungszeiten der Inselstadt-Kirche
Gudrun Thiele, Ulla Renne und Manfred Göring sind Kirchenhüter: In der Saison zünden sie in der Stadtkirche Malchow die Kerzen an, besorgen den Blumenschmuck und stehen als Ansprechpartner zur Kirche und zur Malchower Stadtgeschichte zur Verfügung. Die drei Rentner gehören zu einem rund zwanzigköpfigen Team, das Verstärkung sucht.
Der erste macht das Licht an, der letzte schaltet es aus. Das trifft auch auf die Malchower Kirchenhüter zu. Doch sie tun noch viel mehr: Wer an einem Tag zuoberst auf dem Plan steht, holt kurz vor 10.30 Uhr den großen Kirchenschlüssel ab, schließt die Stadtkirche auf und schaltet die Kronleuchter an. Dann zündet er die Kerzen an. Über den Tag muss er sie regelmäßig erneuern. Ein Blick gilt dem Blumenschmuck. Um den hat sich Ulla Renne bereits gekümmert – das ist ihre besondere Aufgabe. Danach kann der diensthabende Kirchenhüter seinen Platz am Tisch in der Winterkirche einnehmen, unweit der Bücherausstellung. Oft treten da bereits die ersten Gäste durch die Tür. Manche wollen einfach nur schauen. Andere stellen Fragen zur Kirche oder zur Malchower Stadtgeschichte. Die Kirchenhüter zählen die Besucher – in der diesjährigen Saison waren es mehr als 12.000 – und erfassen, woher sie genau kommen. „Daraus ergeben sich oft kürzere oder längere Gespräche“, berichten Gudrun Thiele, Ulla Renne und Manfred Göring. Die drei Rentner gehören zu einem Team von rund zwanzig Kirchenhütern, die sich die Dienste in der Stadtkirche teilen. Von Juni bis September übernimmt in der Regel jeder von ihnen zwischen Montag und Sonnabend neunzig Minuten. Sonntags arbeiten sie wegen der Gottesdienste nicht. „Auf dem Papier machen wir zwar um 16 Uhr Schluss, aber vor um fünf kommen wir selten raus. Denn die Leute wollen oft noch viel wissen“, berichtet Manfred Göring, der seit dieser Saison auch an den Mittwochen nach „Orgelpunktzwölf“ eine Führung durch die Kirche anbietet. Parallel zu den Gesprächen schalten die Kirchenhüter am frühen Abend alles wieder aus, löschen die Kerzen und schließen zu. Mit ein wenig Glück sind im Laufe des Tages ein paar Münzen oder Scheine im Opferstock gelandet. Während der Saison 2024 hat die Kirche rund 6.500 Euro Spenden darüber eingenommen. Diese gibt sie für Ausstellungen und den geplanten „Raum der Stille“ aus.
Im Schnitt sind Gudrun Thiele, Ulla Renne und Manfred Göring seit etwa fünf Jahren als ehrenamtliche Kirchenhüter in Malchow aktiv. Zu den Dienstältesten gehören sie aber nicht. Alle drei sind auf die eine oder andere Weise mit der Kirche und der Malchower Stadtgeschichte verbunden. Viele Fakten haben sie sich auch mit dem Material in der Kirche angelesen. „Der Kontakt zu den Menschen, die Gespräche, unser Wissen weitergeben zu können – das macht uns Spaß“, sind sie sich einig. Gudrun Thiele setzt sogar noch einen drauf: „Der Tag, an dem ich Dienst habe, ist für mich der schönste der Woche!“ Für den Plan ist ihre Kollegin Gudrun Wegner zuständig, in Abstimmung mit Pastor Eckhard Kändler. „Er bespricht mit uns und den Kirchenhütern aus Nossentin die Saison stets vor ihrem Beginn und wertet ihren Verlauf danach bei einem Treffen aus – natürlich in der Kirche und bei Kaffee und Kuchen“, erzählt Ulla Renne.
Wie viele Personen den Weg in die Stadtkirche finden, hängt vom Wetter und von der Tageszeit ab. „Wenn es heiß ist, suchen sie hier die Kühle. Regnet es, flüchten sie hierher ins Trockene. Oft erscheinen besonders viele am Mittag“, berichtet Manfred Göring. Beim Wort „Kühle“ erinnern sich die beiden Kolleginnen daran, wie frisch es selbst im Hochsommer in dem altehrwürdigen Sakralbau sein kann. „Man sollte sich hier drin ein wenig wärmer anziehen und immer wissen, wo die Decken aufbewahrt werden“, meint Gudrun Thiele.
Da mehrere der älteren Kirchenhüter voraussichtlich in der Saison 2025 nicht mehr dabei sein werden und es zudem günstig ist, eine gewisse Planungsreserve zu haben, sucht das Team Verstärkung. Vier oder fünf Neue könnten sie schon gebrauchen, sagt Ulla Renne. Die Kandidaten sollten tagsüber Zeit haben. Wenn sie gerne auf Menschen zugehen und kommunikativ sind, ist das hilfreich. Auf jeden Fall sollten sie Interesse für die Malchower Stadtkirche und die Stadtgeschichte mitbringen. „Sie müssen nicht jedes Detail darüber wissen, aber bereit sein, sich vieles anzulesen“, betonen Gudrun Thiele, Ulla Renne und Manfred Göring, die selbst auch immer noch dazulernen.