Glücksspielstaatsvertrag verändert Sportwetten und Casinospiel in Deutschland
Am 1. Juli 2021 war es in Deutschland soweit, der Glücksspielstaatsvertrag ist in Kraft getreten. Der Fokus liegt klar auf dem Schutz der Spieler, allerdings ist mit dem neuen Gesetz auch endlich Ordnung in ein chaotisches Minenfeld getreten. Schon zuvor war es für viele Spieler kaum noch erkenntlich, was nun eigentlich erlaubt und was verboten ist. Schleswig-Holstein erlaubte Glücksspiel, der Rest von Deutschland nicht. Und wie sieht das jetzt aus? Hat sich der Flickenteppich endlich gelöst?
Wettanbieter dürfen nun offiziell ein Angebot an deutsche Spieler machen
Schon im Vorfeld hat Deutschland ab Oktober 2020 Wettlizenzen an Buchmacher vergeben, um ihnen legale Angebote in Deutschland zu ermöglichen. Renommierte Wettanbieter gibt es tatsächlich viele. Hier hat wetten.com über 30 Wettanbieter verglichen und vor allem für Einsteiger wichtige Vor- und Nachteile einzelner Anbieter festgehalten. Einige Faktoren sind allerdings von staatlicher Seite vorgeschrieben und haben Buchmachern mit deutscher Lizenz keine Aussagekraft darüber, wie renommiert und seriös ein Wettbetreiber ist.
Das Regierungspräsidium Darmstadt ist mit der Verteilung der Lizenzen beauftragt und hat strenge Vorgaben, bezüglich der Bedingungen. Ob in Sachen IT oder auch in Sachen Mindestanforderungen an die Sicherheitsvorgaben – Bookies, die die Vorgaben nicht umsetzen, werden gnadenlos aussortiert. Auch in der Casinowelt geht es ebenso streng zu. Der Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland regelt auch die Verteilung von Lizenzen an Webcasinos.
Trauer um die Livewette – hier gibt es Einschränkungen
Sämtliche Vorschriften der neuen behördlichen Regulierung dienen dem Schutz der Spieler. Es geht vor allem darum, besonders gefährdende Spiele auszusortieren und für Spieler maximale Prävention zu ermöglichen. In Deutschland ist die Zahl der pathologischen Spieler, verglichen mit vielen anderen Ländern, verhältnismäßig gering. Rund 1,2 % aller Spieler weisen pathologische Spielmuster auf, hier ist besonderer Schutz nötig.
Für all jene Wettfreunde und Spieler, die bei sich selbst kein suchtgefährdendes Verhalten erkennen können, sind die Einschränkungen aus dem GlüStV allerdings mit negativen Gefühlen verbunden. Insbesondere, dass bei Wettbüros keine Live-Wetten mehr ermöglicht werden und dass Online-Casinos keine Tischspiele mehr anbieten dürfen, wird hart kritisiert.
Bei den Live-Wetten beruft sich der Staat darauf, dass diese ein besonders hohes Suchtrisiko mit sich bringen. Sportwetten auf das Endergebnis, dürfen auch während eines laufenden Turniers noch platziert werden. Wetten auf verschiedene Vorgänge während des Spiels (der nächste Eckball, die nächste Torchance) dürfen nicht mehr platziert werden.
Einzahlung limitiert – es gibt Einschränkungen
Schon lange bevor Sportwetten offiziell in Deutschland legalisiert worden sind, haben deutsche Spieler gewettet. Möglich war das, durch EU-Lizenzen, die beispielsweise auf Malta vergeben worden sind. Entsprechende Buchmacher konnten ihr Angebot auch an deutsche Spieler unterbreiten. Die nun mit deutscher Lizenz ausgestatteten Casinos bringen einige Änderungen mit. So ist beispielsweise ein Einzahlungslimit eingeführt werden. Maximal 1.000 Euro dürfen eingezahlt werden, übergreifend über alle Buchmacher.
In der Praxis bedeutet das: Wer bei einem Buchmacher eine Summe von 1.000 Euro eingezahlt hat, darf auch bei keinem anderen Bookie mehr weitere Einzahlungen in diesem Monat leisten. Kontrolliert wird das über die zentrale Sperrdatei, die die Daten aller Spieler speichert und ständig überwacht. Hier gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, bislang ist aber noch keine Aufweichung der Vorgabe erfolgt.
Die Auszahlungssumme ist hingegen nicht limitiert. Unabhängig von der Höhe des Gewinns darf die Auszahlung auch dann erfolgen, wenn die Einzahlungsgrenze in einem Monat bereits überschritten worden ist. Ob es seitens des Wettanbieters Vorgaben gibt, kann von den Behörden nicht überprüft werden, hier müssen Wettfreunde selbst die Konditionen und Bedingungen durchgehen.
Sportwetten und Steuer – wer muss nun bezahlen?
Im Bereich der Sportwettensteuer gab es keine Neuregulierung, sie beträgt bereits seit 2012 5 % auf jede Wette. Anders als in den meisten EU-Ländern berechnet Deutschland die Steuer aber nicht nur für gewonnene Wetten, sondern auch für solche, die verloren wurden. Die meisten Buchmacher übernehmen die Steuer für ihre Kunden, allerdings zu einem gewissen Preis. Zwar muss der Spieler keine Steuer entrichten, die Quote fällt aber oft etwas geringer aus. Andere Buchmacher wiederum geben die Steuer an ihre Spieler weiter, haben dafür aber höhere Spielquoten. Hier muss jeder selbst entscheiden, was sich für ihn lohnender zeigt.
Weitere Maßnahmen des Spielerschutzes
Verpflichtend ist außerdem die Einführung eines Panik-Knopfes in jedem virtuellen Wettbüro. Spielern soll es möglich gemacht werden, sich mit wenigen Klicks für mindestens 24 Stunden selbst zu sperren. Sobald der Spieler bemerkt, dass sich sein Spielverhalten ändert und Suchtpotenzial zu erkennen ist, kann er sich auf diese Weise selbst ausschließen.
Weiters setzt der Staat nun auf eine besondere Form der Überwachung. Die zentrale Sperrdatei in Hessen soll es für Sonderbeauftragte möglich machen, sich ein Bild über das Spielverhalten einzelner Personen zu machen. Verlieren Spieler die Kontrolle und wird das aus ihrem Spielverhalten ersichtlich, kann eine Sperrung erfolgen. Datenschützer sind aber überzeugt davon, dass diese Maßnahme nicht langfristig aufrecht erhalten werden kann. Jeder Spieler hat sein individuelles Recht auf freie Entscheidungen und es wird mit Spannung erwartet, ob es diesbezüglich noch Veränderungen geben wird.