Berufswahlsiegel MV Fleesenseeschule
Die Fleesenseeschule Malchow verteidigte im Juni zum zweiten Mal, dass sie das „Berufswahlsiegel MV“ führen darf. Damit bewies sie: Sie hat ein umfassendes und wirkungsvolles Berufsorientierungskonzept entwickelt. Michael Meyer, Kontaktlehrkraft für Berufsorientierung, berichtet, welche konkreten Maßnahmen das Konzept beinhaltet, wie diese sich auswirken und was die Zielgruppe bei der diesjährigen Ausgabe der „MaJo“, der schulinternen Jobmesse, erwartet.
Seit Juni steht es fest: Die Malchower Fleesenseeschule darf das „Berufswahlsiegel MV“ weitere fünf Jahre führen. 2014 hatte die Schule zum ersten Mal die Ehrung errungen, die anzeigt, dass sie ein ausgeklügeltes und erfolgreiches Berufsorientierungskonzept hat. „Schule soll aufs Leben vorbereiten – und da gehört der Beruf doch dazu! Dennoch sind bei vielen Schülern konkrete Vorstellungen dazu, was sie nach der Schule machen wollen, kaum vorhanden. Dem möchten wir entgegenwirken und die Zeit, die die Schüler hier verbringen, so gut wie möglich nutzen“, begründet Michael Meyer, Kontaktlehrkraft für Berufsorientierung, kurz: BO, den Hintergrund für das Konzept. Dabei kombinierten die Verantwortlichen zwei Herangehensweisen: zum einen, berufsorientierendes Wissen in Unterrichtsfächern direkt zu lehren, und zum anderen, bei einer Fülle von praktischen Aktivitäten den Schülern bestimmte Berufsbilder und dafür nützliche Fertigkeiten unterschwellig zu vermitteln.
Einige Maßnahmen sind eine Kombination aus beiden Elementen. Die Fäden dafür laufen bei einer Arbeitsgruppe zusammen, die sich regelmäßig zum Thema berät. Neben Michael Meyer und der Schulleiterin Heike Cordes gehören ihr BO-Lehrer Ulrik Nehls, Bärbel Schulz, Lehrerin für Arbeit/Technik/Wirtschaft (AWT), die Schulsozialarbeiterinnen Nadja Ismail und Julia Gaiser, die für die Fleesenseeschule zuständige Berufsberaterin der Bundesagentur für Arbeit, Siglinde Schiefert, und ein Elternteil an. „Unser Konzept ist nach Klassenstufen und Entwicklungsschritten gegliedert: In den Klassen fünf und sechs sollen die Kinder auf das Thema eingestimmt werden. In den Klassen sieben und acht erkunden sie die Welt der Berufe sowie ihre Stärken und Interessen, während sie in den entsprechenden Abschlussklassen – je nach Zweig neun und zehn beziehungsweise elf und zwölf – das Ziel erreichen sollen, eine Wahl für sich zu treffen“, erläutert Michael Meyer.
Wissen rund um die Berufswahl vermitteln vor allem Bärbel Schulz und Ulrik Nehls. Die Lehrerin demonstriert unter anderem im AWT-Unterricht in einem Wochenplanprojekt, wie man den Bewerbungsprozess angeht. Sie lädt sogenannte „Ausbildungsbotschafter“ in den Unterricht ein, Azubis, die, speziell dafür geschult, ihre Ausbildungsberufe vorstellen. Beim Backen und Verkauf von Cupcakes lässt sie die Jugendlichen die Schritte rund um die Vermarktung eines Produktes erleben: Herstellung, Kalkulation, Marketing, Verkauf und Abrechnung. Auch Ulrik Nehls und Heike Cordes laden Externe in ihren BO-Unterricht in der Klasse elf ein: Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit, Angehörige von Unternehmen und Behörden oder ehemalige Schüler. Gemeinsam mit einem ebenfalls externen Bildungsträger lassen sie die Jugendlichen ein professionelles Bewerbungstraining durchlaufen und einen studienfeldbezogenen Test absolvieren. „Dieses Fach ist seit zwei Jahren bei uns etabliert und für alle Elftklässler Pflicht. Obwohl es nicht bewertet wird, sind die Schüler motiviert, weil sie wissen: Das Thema ist wichtig für sie!“ sagt Michael Meyer. Beim Wahlpflichtkurs „Mädchen- und Jungen-Werkstätten“ lernen die Schülerinnen jeweils Berufe kennen oder erwerben Fertigkeiten, die eher mit Jungen assoziiert werden, und umgekehrt. Dabei gestaltet man als Projekt gerade den Innenhof der Schule. Dass darüber hinaus auch in Fächern wie Deutsch oder Englisch berufsorientierendes Wissen vermittelt wird, liegt auf der Hand: Dort wird unter anderem gelehrt, welchen Kriterien eine Bewerbung im deutschen beziehungsweise englischsprachigen Raum genügen muss.
Zu den Aktivitäten, die nur mittelbar im Klassenzimmer stattfinden, gehört das Wahlpflichtprojekt Schulgarten. „Neben dem Gärtnern haben Handwerker wie Dachdecker, Elektriker oder Ofenbauer in und an der Gartenlaube Elemente ihrer Tätigkeit gezeigt“, berichtet Michael Meyer. Bei einem weiteren Projekt, dem Schulfunk, kümmert sich ein derzeit etwa zehnköpfiges Schülerteam gemeinsam mit einer Lehrkraft in einem Technikstudio um die Pausenbeschallung und die Tontechnik bei Schulveranstaltungen. Die Sechstklässler besuchen die „MeLa“, die Fachausstellung für Landwirtschaft, Ernährung, Fischwirtschaft, Forst, Jagd und Gartenbau, in Mühlengeez. „Dort lernen sie bei der „Kinder-MeLa“ spielerisch Berufe aus der Landwirtschaft kennen, können Tiere streicheln oder ein Quiz machen.“ Der bedeutendste Baustein dieser Säule dürften jedoch die Praktika sein, die in den Klassen acht, neun und zehn zu absolvieren sind. „Die Schüler müssen diese selbst organisieren. Bei Schwierigkeiten unterstützen wir sie natürlich“, so Meyer. Damit alle ein möglichst umfassendes Bild über die Berufswelt erhalten, müssen sowohl Praktika bei Anbietern aus dem sozialen als auch aus dem übrigen Bereich durchlaufen werden. In der achten Klasse findet das Betriebscasting statt. In Kleingruppen erkunden die Jugendlichen zwei Betriebe, in denen sie die Arbeitsabläufe kennen lernen können. Die Fleesenseeschule arbeitet innerhalb des Berufsorientierungskonzepts mit externen Partnern wie Unternehmen oder Kammern zusammen, die Praktikumsplätze anbieten oder Exkursionen sponsern. „Im Zuge solcher Fahrten, wie der zu der Berufsmesse VOCATIUM, kommen die Lehrkräfte dann auch mit den Schülern ins Gespräch darüber, wie es für sie nach der Schule weitergeht.“ In der Regel verlasse kein Schüler die Schule ohne eine Lehrstelle, sagt Michael Meyer.
Bleibt noch das „Highlight“ des Konzepts, das kurz nach Schuljahresbeginn stattfindet – in diesem Jahr am 20. September von 16 bis 18.30 Uhr in der Aula der Fleesenseeschule, den angrenzenden Gängen und der unteren Etage: Die „MaJo – Wirtschaft(s)macht Schule“, eine schulinterne Jobmesse. „MaJo“ steht für „Malchow Jobs“. An ihr beteiligen sich lokale und regionale Unternehmen und Hochschulen zahlreich. Vierzig von ihnen haben sich für dieses Jahr angemeldet und werden mit Info-Ständen und praktischen Angeboten vertreten sein. Seit dem letzten Jahr sind die Oberstufenschüler in die Planung einbezogen: kümmern sich um die Einladungen, die Werbung, das Catering. „Auch eine Neuerung dieses Jahres stammt von den Jugendlichen: Jeder Schüler, der die Messe besucht, erhält eine Stempelkarte. Wenn sie erfolgreich Gespräche an den Messeständen führen, bekommen einen Stempel in die Karte. Drei davon bewirken, dass sie an einem Bonusprogramm teilnehmen können“, kündigt Michael Meyer an.